Zur Zeit, als die "Alte Kate" in Wesseln in "Onkel Freds Philharmonie" umbenannt wurde, übernahmen Holger Krehky, Karl-Heinz Hohenwalt und Wolfgang Stender von der Gruppe LAOKOON das Booking für die Konzerte und die Disco und gründeten das LAOKOON-Management.
So konnten in Wesseln die Supergruppen der damaligen deutschen Szene präsentiert werden, wie z.B.
und viele andere.
Aber auch Nachwuchsgruppen erhielten ihre Chance dort aufzutreten und so kamen immer mehr Anfragen aus ganz Deutschland.
Ergänzt wurde das ganze durch eine Vermietung von PA-Anlagen mit entsprechendem Personal.
Da zu jener Zeit ein ausgesprochen gutes Verhältnis zwischen den dithmarscher Gruppen herrschte,
erfolgte dieses auch oft zum Selbstkostenpreis, ab und zu sogar kostenlos. Man half sich eben untereinander !
Der Höhepunkt ihres Schaffens war jedoch das "GERMAN WESTCOAST FESTIVAL 76", das sie zusammen mit der Band Pago Pago auf die Beine stellten und welches anfangs auf der Heider Fichtenhain-Rennbahn stattfinden sollte,
dann jedoch wegen Streitigkeiten mit der Kirchspielgemeinde Weddingstedt nach Wesseln verlegt wurde.
Erstmals fand ein Festival in dieser Größenordnung in Schleswig-Holstein statt, wenn auch mit gebremsten Schaum zur ursprünglichen Planung.
Über 3 Tage wurde präsentiert, was in Deutschland in der Jazz-Rock-Szene Rang und Namen hatte.
Der Erlös der Veranstaltung erhielt der gemeinnützige Verein "Release", der sich um die Resozialisierung von Drogenopfern kümmerte.
Die Schirmherrschaft und finanzielle Absicherung übernahm der Inhaber von "Onkel Freds Philharmonie".
Selbst der NDR lies es sich nicht nehmen, live vom Festival zu berichten und so gab es zahlreiche Beiträge in der Tagesschau und im Rundfunk.
Hier das Festivalplakat,
welches damals noch ohne Computerunterstützung von einem ungenannten Künstler entworfen wurde.
Hier ein Bericht von Günter Eisenberg-Horns von der "Dithmarscher Musik History":
German Westcoast Festival im August 1976
In den 70er Jahren war die "Alte Kate" in Wesseln der Mittelpunkt der Dithmarscher Live - Musik -Szene.
In dem Saal der ca. 300 Leute fassen konnte und auf einer Bühne die mal gerade 10 X 4 Meter groß war, spielte fast alles was zu der Zeit einen Namen hatte in der Rock- und Jazzszene.
Selbst eine Musikgröße wie Klaus Doldinger ließ es sich nicht nehmen in der "Alten Kate" aufzutreten.
Im Jahre 1976 wurde die Kate umbenannt in "Onkel Freds Philharmonie" (OFP), bedingt durch einen Besitzerwechsel.
Zu dieser Zeit gründeten Mitglieder der Gruppe "LAOKOON" das Laokoon-Management (LM) um das musikalische Programm für OFP zu gestalten.
Das LM setzte sich aus drei Leuten zusammen, die jeweils ihre Aufgabenbereiche hatten über Technik und Verträge bis hin zur rechtlichen Seite.
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Drei ihr Handwerk verstanden, sie präsentierten Supergruppen in OFP.
Eines Tages kamen sie auf die Idee, ein kleines Festival mit den erfolgreichsten Gruppen in OFP zu veranstalten.
Das Konzept stand, es sollte ein "German Westcoast Festival" werden, mit Termin am Wochenende den 20.- 22. August.
Zudem sollte es eine Benefizveranstaltung für RELEASE sein, einem gemeinnützigen Verein der sich der Betreuung und Therapie von Drogenabhängigen widmete.
Das LM trug diese Idee dem damaligen Besitzer von OFP vor, der auf die Idee voll abfuhr.
Damit nicht genug, er wollte es noch größer Aufziehen mit mehr Gruppen und das dann Open Air.
Auf die Frage, ob das nicht seinen finanziellen Rahmen sprengen würde, kam die Antwort: "Da macht ihr Euch man keine Gedanken ich übernehme die Schirmherrschaft und werde alles finanzielle regeln".
Na denn, wenn das so ist, sagte man sich beim LM, dann können wir Gruppen buchen von denen wir sonst nur träumen können.
Es wurden Kontakte mit den Gruppen wie "KRAAN"," VOLKER KRIEGEL", "KLAUS DOLDINGER", "SATIN WHALE" geknüpft, um nur einige zu nennen.
Bei den Gagen dieser Gruppen ist es üblich, dass eine Bankbürgschaft vorgewiesen wird und die Vorausberechnung für ein Festival dieser Größenordnung ergab eine Summe, die sich auf 100.000 DM belief.
Nach Aussage von LM wurde das Einfamilienhaus des damaligen Schirmherren als Bankbürgschaft eingetragen und es folgte die Anmerkung vom Veranstalter, sollten sich die Ausgaben auf die 200.000 DM zu bewegen möchte er doch rechtzeitig unterrichtet werden.
Dieses bedeutete letztendlich grünes Licht für das LM. Ansonsten wurde danach nie wieder über Geld gesprochen, bzw. ließ der Schirmherr sich von keinem mehr in die Karten sehen.
Bis heute ist da noch einiges ungeklärt, zumal sich ein Herr aus dem Rendsburger Raum des öfteren mit dem Schirmherren traf, mit dem keiner etwas anfangen konnte.
Folgende Vermutung steht im Raum. Da die Bühne ausschließlich von seinen Leuten aufgebaut werden sollte, wird angenommen, dass Schwarzmitschnitte des Festivals geplant waren, um mit diesen Bootlegs im nachhinein noch Geld zu machen.
(Heute ist bekannt das dieser Mann bis dahin noch nie etwas mit Bühnen oder derartigen Veranstaltungen zu tun hatte, aber in einem sehr zwielichtigem Milieu zu hause war.)
Der Veranstaltungsort für das erste Open Air "German Westcoast Festival" sollte die Fichtenhain Rennbahn in Heide sein.
Vorgespräche mit den Betreibern der Rennbahn sowie mit Verantwortlichen der Stadt Heide verliefen positiv.
So dass mit den ersten namhaften Gruppen Verträge abgeschlossen wurden.
Beim LM lief alles auf vollen Touren, um das Festival zu realisieren.
Die Stadt Heide legte ihren Auflagenkatalog vor, der ohne weiteres zu erfüllen war.
Dem Festival stand eigentlich nichts mehr im Wege, wäre nicht dieser Zeitungsartikel erschienen, in dem der Schirmherr des Festivals davon ausgeht, dass mit einer Besucherzahl von 100.000 Menschen gerechnet werde.
Dieser Artikel änderte schlagartig alles. Die Betreiber der Fichtenhain Rennbahn machten sofort einen Rückzieher (vielleicht hatte dort jemand Woodstock vor Augen).
Das Problem löste der Schirmherr, in dem er mit den Betreibern einer angrenzenden Sandkuhle erfolgreich verhandelte, die etwa einer Größe von 5 ha entsprach.
Da dieses Gelände direkt an die Rennbahn grenzte, sah man diesen Ausweichplatz als ideal an und die Vorbereitungen liefen ohne Zwischenfälle weiter. Den schon fertigen Plakaten wurde der Zusatz Festivalwiese beigefügt.
Über ganz Deutschland wurden 20.000 Plakate verklebt. Einige flogen in den Urlaub und nahmen Plakate mit ins Ausland, so hingen unter anderem Plakate in den Staaten und auf dem Bahnhof in Neu Dehli.
Dieser Standortwechsel sollte für das Festival jedoch katastrophale Folgen haben.
Keiner ahnte zu der Zeit, dass die Stadtgrenze genau zwischen Rennbahn und Sandkuhlengelände verlief.
Nun war plötzlich das Amt Weddingstedt zuständig und es begannen ungeahnte Schwierigkeiten, die schließlich die geplante Durchführung des Festivals verhinderten.
Es fing an mit dem ersten Schreiben des Amtes Weddingstedt, ein Auflagenbescheid der gekoppelt war an die Voraussetzung, wenn folgende Fragen geklärt sind, können wir Ihnen die Genehmigung erteilen.
In dieser Form kamen drei bis vier Schreiben ohne einen Genehmigungsvermerk, ohne Auflagen.
Der Inhalt dieser Schreiben waren belanglose Fragen die teilweise mit dem Genehmigungsverfahren gar nichts zu tun hatten.
Für das LM vergingen so wertvolle Tage um diese Dinge abzuklären oder heranzuschaffen.
Noch heute wird allerorts angenommen, das Amt Weddingstedt hatte die Hosen voll und war mit dieser Sache überfordert,
da man die Zahl von 100.000 Besuchern für realistisch hielt.
Denn das Amt hielt selbst nach einigen Gesprächen seitens des Veranstalters und des LM diese Zahl für absolut richtig.
Beteiligte nehmen an, das Amt Weddingstedt nahm die Sache nicht ganz ernst, nach dem Motto: was können diese langhaarigen schon ausrichten und die wollen ein Festival in dieser Größenordnung aufziehen.
Wie auch immer, es verging wertvolle Zeit, der Festivaltermin rückte immer näher und das Amt Weddingstedt kam nun mit immer neuen Auflagen.
Anzumerken sei an dieser Stelle, seitens des Amtes wurde die Zustellung der Auflagenbescheide auf Freitags verlegt, wahrscheinlich in der Hoffnung das übers Wochenende der Veranstalter nicht in der Lage war, die Auflagen zu erfüllen.
Für das LM war gerade dies eine Herausforderung. Hatte man die Auflagen erfüllt und teilte dies dem Amt mit ,so kam von dort der Einwand, wir haben mittlerweile anders entschieden.
Es müssen mehr Toilettenwagen bereitgestellt werden und auch muß für das Stromagregat ein Reserveagregat mit einem zusätzlichen Ersatz - Notstromagregat bereitgehalten werden.
So standen am Donnerstag, ein Tag vor Festivalbeginn, 9 Stromagregate bereit (mit denen hätte man ganz Heide versorgen können) und für das Amt Weddingstedt mit seinen Auflagen standen 18 Toilettenwagen bereit.
Berechnungsformel damals, es können stündlich ca. 1300 Besucher auf die Schüssel.
Laut Auflagenkatalog trat nun noch die Amtsfeuerwehr Weddingstedt als besondere Attraktion auf den Plan.
Es sollte das Festivalgelände ordnungsgemäß den Brandschutzvorschriften entsprechend abgesichert werden.
Dafür müssen 64.500 l Wasser pro Minute fließen können, um ein eventuell ausbrechendes Feuer zu löschen.
Das dafür benötigte Material und die Leute werden von der Amtswehr Weddingstedt gestellt gegen einen Unkostenbeitrag von 37.000 DM. (Das ist doch günstig oder nicht).
Ist es nicht eigentlich so, dass die Feuerwehr verpflichtet, ist solche Veranstaltungen abzusichern? In Verbindung mit der Jugendfeuerwehr hätte es sicherlich einigen noch Spaß gemacht und gegen eine Spende in angemessener Höhe hätte niemand etwas gehabt.
Dem damaligen Wehrführer kam diese Summe wohl auch etwas utopisch vor. Er bot sich an mit der Jugendfeuerwehr und einigen alt gedienten Feuerwehrleuten das Gelände entsprechend abzusichern.
Jedoch weiß man nicht, wer dem Wehrführer etwas ins Ohr geflüstert hat. Dem Veranstalter wurde kurz darauf lapidar mitgeteilt es bleibt dabei: 64.500 l Wasser pro Minute und 37.000 DM für die Bereitstellung.
Wo wollte die Feuerwehr eigentlich das benötigte Wasser hernehmen?
Aus den viel zu kleinen Zuleitungen, oder hätte die Feuerwehr das unter Naturschutz stehende Moor trockengelegt?
Angenommen eine Pumpe schafft 1000 l in der Minute hätten im Moorgelände 64 Pumpen ihre Arbeit verrichten müssen mit ca.5000 m Schläuchen.
Viele wundern sich, dass eine so kleine Amtswehr über eine derartige Ausrüstung verfügt.
Seitens der Veranstalter wird auch heute noch dem Amt Weddingstedt eine geschickte Verschleppungstaktik angelastet.
Doch Recherchen beim Amt Weddingstedt ergaben, das dort die Lage ganz anders gesehen wurde.
Der Antrag auf Durchführung des Festival sei viel zu spät eingegangen (am 22.Juli, also 4 Wochen vorher).
Andere sind der Meinung alles wäre durchführbar gewesen, hätte Weddingstedt die Amtshilfe der Stadt Heide in Anspruch genommen.
Nach Aussage des Amtes Weddingstedt wurde der erste Auflagenkatalog nach Besprechung mit beteiligten Behörden am 26.7. dem Veranstalter zugestellt.
Bis zum 2. Aug. war die Erfüllung der Auflagen nachzuweisen. Warum 2. Aug. ? Bis zum Festivaltermin waren es noch 18 Tage. Das Wort Verschleppungstaktik hört im Amt Weddingstedt keiner gerne,
angeblich will man dort trotz Urlaubszeit bis 22.00 Uhr gearbeitet haben um das Festival doch noch möglich zu machen.
Sicherlich eine nicht nachweisbare noble Geste, jedoch weiß jeder, dass allgemein in den Amtsstuben ab 16.00 Uhr niemand mehr zu erreichen ist,
was also hat man dort bis 22.00 Uhr gemacht, denn Kontakt mit anderen Behörden war nicht möglich.
Wie auch immer, da am 2. Aug. die Erfüllung einiger Auflagen seitens des Veranstalters trotz Nachfristen nicht nachzuweisen war, wurde das anstehende Festival vom Amt Weddingstedt nicht genehmigt.
Der Veranstalter beantragte darauf hin eine einstweilige Verfügung, gegen diesen Bescheid, beim Verwaltungsgericht in Schleswig.
Doch nach Berücksichtigung der Fakten gab das Gericht dem Amt Recht und somit der Absage des Festivals.
Anzumerken sei hier, dass auf Grund der Zeitnot vieles per Telefon lief und es unmöglich war den Schriftverkehr ordnungsgemäß abzuwickeln.
Dieses AUS für das geplante Festival ging wie ein Lauffeuer durch ganz Deutschland, zumal der NDR es sich nicht nehmen ließ einen ausführlichen Bericht mit Interview des damaligen Amtsvorstehers zu senden.
Es kam daraufhin ein Anruf aus Jübeck. Dortige Veranstalter boten an, das Festival dort auf dem Gelände durchzuführen, doch das LM und Veranstalter wollten davon nichts wissen.
Hatte man sich doch kurz entschlossen, das Festival in den Räumen von OFP durchzuziehen, denn der Kartenvorverkauf war nicht mehr aufzuhalten und bereits am Mittwoch waren schon erste Festivalbesucher angekommen.
Doch bevor es zu dem eingeschränkten Festival in OFP kommt, passierte noch so einiges erwähnenswertes am Rande.
Der kleine Ort Ostrohe wurde so aufgewiegelt, sich gegen das geplante Festival zu wehren , dass sich dort Schlägertrupps organisierten und die Veranstalter auf dem Sandkuhlengelände massiv bedrohten.
Zeitzeugen berichten von einem Autohändler der ganz massiv drohte: Wenn ihr hier nicht verschwindet, dann fahren wir hier Schweinegülle auf das Gelände. Bei dem Gestank kommt dann sowieso keiner!
Auch wurde dem Besitzer des kleinen Motorrad - Museums erzählt, dass mit dem schlimmsten zu rechnen sei. Woraufhin dieser vor lauter Angst sämtliche Ausstellungsstücke woanders unterstellen ließ und diese dann unter Bewachung stellte.
Da ganz Deutschland davon ausging, das Amt Weddingstedt hat durch sein Verhalten das Festival verhindert, traf man auch hier entsprechende Sicherheitsvorkehrungen, zumal einige wilde Gerüchte in Umlauf waren.
Das Haus des Amtsvorstehers stand unter ständiger schwerer Polizeiüberwachung.
Hundertschaften von Polizisten aus Eutin und Soldaten bevölkerten das sonst so ruhige Moorgelände zwischen Ostrohe und Süderholm.
Anreisenden Festivalteilnehmern kam es vor, als wäre hier eine groß angelegte Übung der Bundeswehr in Verbindung mit Polizeieinheiten.
Das Festivalgelände war jedenfalls schon am Donnerstag, seitens der Ordnungshüter hermetisch abgeriegelt.
Es kam jedoch zu keinerlei Ausschreitungen, da es das LM verstanden hat durch schnelles reagieren und umorganisieren den Besucherstrom umzuleiten in OFP nach Wesseln.
Die für die Beschallung des Festivalgeländes zuständige Firma AMPTOWN aus Hamburg, stand mit großer PA - Anlage ebenfalls vor den Trümmern des abgesagten Festivals.
Irgendwie schaffte man es dennoch in kürzester Zeit auf der Bühne in OFP das nötigste aufzubauen, um den Besuchern einen optimalen Sound zu bieten und die Bühne nicht noch kleiner zu machen als sie eh schon war.
Um den Saal noch etwas größer zu machen wurde Donnerstag Nacht eine Trennwand heraus gerissen so konnten dann etwa bis zu 400 Besucher das Geschehen auf der Bühne verfolgen.
Beim Rückblick auf dieses Ereignis war der Donnerstag sicherlich der kritischste, denn es waren mittlerweile ca. 5000 Festivalbesucher angereist und umlagerten OFP.
Da das vorgesehene Festivalgelände hermetisch abgeriegelt war und so auch die vorgesehen Campingplätze, mußte das LM sich in Wesseln umgehend nach geeigneten Möglichkeiten umsehen.
Eine Wiese gegenüber von OFP (heute Neubaugebiet) wurde zum Park- und Campingplatz.
Der Eigentümer wollte für die Nutzung 3500 DM haben. Dank ein paar scharfer Worte des damaligen Bürgermeisters, wurde diese Geldgier aber im Keim erstickt.
Noch heute erinnert man sich dankend an die Unterstützung des Bürgermeisters, der viel dazu beigetragen hat das größte Chaos zu verhindern.
Die Bewohner des kleinen Ortes Wesseln standen voll hinter ihrem Bürgermeister, so wurde nicht lange gefragt ob Duschen oder Toiletten vorhanden waren.
Nein, denn es schien selbstverständlich, dass Festivalbesucher bei den Anwohnern Duschen und die Toiletten benutzen konnten.
Andererseits wurde so vermieden, dass der Ort unnötig schmutzig wurde.
Am Freitag, an dem das Festival beginnen sollte, reisten die gebuchten Gruppen an und standen nun ebenfalls vor diesem Trümmerhaufen.
Bei den Musikern entstand so etwas wie Solidarität und man beschloß, bis auf wenige Ausnahmen, doch aufzutreten wenn auch unter erschwerten Bedingungen.
Die Polizei hatte alle Hände voll zu tun, um den Verkehr durch den Ort zu leiten, hatte doch die Veranstaltung in OFP schon einen Volksfestcharakter angenommen.
Vor OFP standen Wurstbuden, Bierpilze und Zigarettenverkäufer, die nicht eingeplant waren, aber die Chance sahen ein paar Mark zu verdienen.
Wie gesagt, das LM konnte nichts dagegen unternehmen, dass sich diese Geschäfte plötzlich auf der Straße befanden.
Andererseits sah das LM und Veranstalter sich auch nicht gezwungen dagegen etwas zu unternehmen, da die Straße nicht in ihren Zuständigkeitsbereich fiel.
Das Amt Weddingstedt hätte die Straße durch die Polizei räumen lassen können, aber es passierte nichts.
Dafür durften die Veranstalter dann nach der Veranstaltung 5000 DM Bußgeld bezahlen.
Geht man davon aus, die Straße wäre mit den Wurstbuden usw. geräumt worden, dann wären die Festivalbesucher wohl auf die Barrikaden gegangen, hätte man doch in unmittelbarer Umgebung nichts zu Essen bekommen.
Auch hier wundern sich noch viele Beteiligte um das unverständliche Verhalten des Amtes Weddingstedt.
Das Bußgeld hätte sicherlich einen besseren Zweck erfüllen können.
Am Freitag befanden sich nach Aussage vom LM ca. 10.000 Besucher in Wesseln, geht man davon aus, dass 7000 Karten im Vorverkauf und weitere 3000 Karten trotz der Absage des Festivals, zu diesem Zeitpunkt verkauft wurden.
Viele der Besucher drängten sogar darauf Karten zu kaufen.
Das LM geht davon aus, dass viele aus Trotz kauften, um so wohl den finanziellen Schaden mindern zu wollen.
Was sich am Freitag Abend in OFP abspielte, kann man eigentlich mit Worten nicht beschreiben.
Es ging also los mit der sogenannten Ausweich - Veranstaltung. Der 170 m² große Laden war hoffnungsvoll überfüllt als die erste Gruppe anfing zu spielen.
An die Besucher draußen hatte man vor lauter Aufregung gar nicht gedacht, erst als sich Unmut breitmachte, reagierten die AMPTOWN Leute blitzschnell und stellten ein paar große Boxen nach draußen.
Um einen Blick auf die Bühne werfen zu können, wurden die Leute nur noch Gruppenweise eingelassen.
Das LM sagt heute: Wir wissen nicht wie wir das geschafft haben, aber die erste Nacht ging mit allem drum und dran ruhig über die Bühne.
Es gab da Einlagen von JASPER VAN´T HOF und TOTO BLANKE in der Gastwirtschaft, die vielen Besuchern ein einmaliges Erlebnis boten, ihrem Idol einmal so nahe zu sein.
Am Samstag erreichte die Veranstaltung den absoluten Höhepunkt, in Wesseln war die Hölle los. Zu den Festivalbesuchern gesellten sich noch Schaulustige, denn durch Presseberichte und Rundfunk waren viele auf diese Veranstaltung bzw. das nicht genehmigte Festival aufmerksam geworden.
Beim Anblick dieser Menschenmassen beschloß das LM einige Toilettenwagen vom Sandkuhlengelände nach Wesseln zu bringen, um so dem Ansturm gerecht zu werden.
Es wird berichtet, dass am Samstagmorgen Anwohner die Festivalbesucher mit Kaffee und Kuchen versorgten und sich so auf nette Art und Weise menschliche Bedürfnisse von ganz alleine regelten.
Beim Versorgen mit Getränken gab es schon am Freitag Probleme. Die Getränkevorräte in OFP waren restlos aufgebraucht.
Sämtliche Getränkelieferanten aus ganz Dithmarschen räumten ihre Lager, und nach anfänglichem Zögern ließ auch der Holsten - Lieferant bereitwillig sein Lager leer kaufen.
Am Sonntag sagte dann noch eine Marner Brauerei eine Lieferung aus dem Kreis Steinburg zu.
Aus Platzmangel wurden in Pferdeställen und angrenzenden Garagen Getränke zwischengelagert.
Folgende Gruppen haben in OFP in den drei Tagen auf der Bühne gestanden: DOLDINGERS PASSPORT, VOLKER KRIEGEL und BAND, EMBRYO, H2SO4, PAGO PAGO, MISSUS BIESTLY, MESSAGE, HÖLDERLIN und NARRENPARADIES.
Bei den nächtlichen Sessions spielten Mitglieder von KRAAN, GURU GURU, NOVALIS, SATIN WHALE und das RELEASE-MUSIC-ORCHESTRA (RMO) hielt das Publikum bei Laune.
Das LM zieht Bilanz nach der Veranstaltung: Die Frage: "Was ist bei der Veranstaltung finanziell heraus gekommen",
ist bis heute ungeklärt. Der Schirmherr und Veranstalter hat sich bis heute über die damalige finanzielle Lage nicht geäußert.
Doch überschlägt man folgendes: Kartenvorverkauf 7000 Stück. a 20 DM (140.000DM) Rechnet man den Kartenverkauf während der Veranstaltung und drei Tage Getränkeumsatz dazu, so ergibt das doch eine stattliche Summe trotz aller Kosten.
Über diese Seite des Festivals breitet sich bis heute der Mantel des Schweigens aus.
Das LM geht davon aus, seine Sache gut gemacht zu haben, denn beschwert hat sich der Veranstalter nicht.
Ein Festival in dieser Größenordnung mit so vielen Top Bands und Zuschauen hat es bislang im Dithmarscher Raum nicht wieder gegeben.
Das im Verlaufe von über 20 Jahren sehr viel dazu gelernt wurde und auch die Behörden sehr gut mitarbeiten, zeigen Open Air Veranstaltungen wie Wacken, Jübeck, Wallsbüll, Norddeich, Landjugendfete bei Albersdorf und Open Air Veranstaltungen im Grünental - Gelände.
Info:
Interview mit dem damaligen LAOKOON Management (Holger Krehky, Wolfgang Stender, Karl-Heinz Hohenwalt): Günter Eisenberg-Horns
Recherchen Amt Weddingstedt: Bernd Thon. Danke für die Mitarbeit.